Zum Ende des letzten Jahres hatten wir aktuell berichtet, dass wieder zwei Jugendspieler der „Ersewölfe“ für die Teilnahme an der Jugend-Darts-Weltmeisterschaft nach Gibraltar entsendet werden durften! Die beiden Nachwuchsspieler der SV Wacker Wense Ersewölfe hatten sich im speziellen für die Junior Darts Corporation (JDC) Weltmeisterschaft (WM) qualifiziert. Die JDC ist eine an die PDC (Professional Darts Corporation) angelehnte Organisation, welche sich gezielt um die Nachwuchsförderung von U18-Spielern kümmert und der Jugend den Weg in die Profi-Laufbahn ebnen kann. Aktuellstes Beispiel hierfür ist der Darts-Weltmeister und Nachwuchsstar Luke Littler, der vor zwei Jahren selbst noch gegen den deutschen Darts-Nachwuchs bei der JDC WM antrat und seitdem bei den Profis einen Erfolg nach dem nächsten einfährt.
Der Meerdorfer Dominik Hecht sowie der Broistedter Lucas Lanz machten sich gemeinsam mit sechs anderen Teilnehmern sowie drei Betreuungspersonen, zu denen unter anderem auch der Jugendcoach der Ersewölfe, Andreas Hecht, zählte, auf den Weg nach Frankfurt Hahn, von wo aus es weiter zur Unterkunft nach Malaga ging.
Aus diesem Grunde hat Die RUNDSCHAU ein Interview mit Andreas Hecht, der Dart-Abteilungsleiter und Jugendtrainer bei den SV Wacker Wense Ersewölfen ist, durchgeführt und ihn nach näheren Hintergründen bezüglich der Qualifikation und der Geschehnisse vor Ort befragt.
Wie ist es möglich aus Wense auf die große Weltbühne des Darts zu kommen?
Harte Arbeit und Ehrgeiz in der Jugendarbeit zahlen sich aus! Die Ersewölfe selbst sind seit zwei Jahren zertifizierte JDC Akademie und Vorreiter in der Jugendarbeit innerhalb des Braunschweiger Bezirksdartverbandes (BBDV) und ganz speziell im Landkreis Peine. Nachdem sich bereits letztes Jahr Dominik Hecht und Leo Kuchmetzki über die Akademie für die Teilnahme an der Jugendweltmeisterschaft qualifizieren konnten, ist es dieses Jahr erneut der 17-jährige Meerdorfer Dominik Hecht, der sich für die Teilnahme qualifiziert hat. Wie bereits im letzten Jahr, hat er wieder den Kader des Teams Germany B als Teamkapitän angeführt.
Neben ihm hat sich der 13-jährige Ersewolf Lucas Lanz aus Broistedt qualifiziert. Lucas ist noch kein ganzes Jahr bei den Ersewölfen und zeigt bereits mit eifrigem Ehrgeiz, welche sehr guten Leistungen er in seinen jungen Jahren liefern kann. Den Kader ergänzen Julian Demiri von der neuen JDC Akademie des VfL Wolfsburg sowie Leon Notzon von den Dörntener Spitzbuben, welche sich jeweils über insgesamt acht Qualifikationsturniere Anfang August in Hannover und Wense die Teilnahme erkämpfen mussten. Somit besteht der Kader rein aus vier Spielern des BBDV, was ein absolutes Novum ist.
Wie war der Ablauf und die Organisation rund um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft?
Dieses Jahr erfolgte die Anreise etwas eher als im Vorjahr, damit die Kinder und Jugendlichen sich etwas besser an die Umgebung und Gegebenheiten gewöhnen und anpassen konnten.
Den Anreisetag nutzten wir um die nähere Umgebung zu erkunden und den ersten Lebensmittelvorrat zu beschaffen. Am folgenden Sonntag begab sich die Delegation erstmals gemeinsam nach Gibraltar, um die Spielstätte aufzusuchen und sich mit den Abläufen vor Ort vertraut zu machen und die ersten Eindrücke zu sammeln. Nachmittags ging es dann noch auf den „Rock of Gibraltar“, auf dem die meisten Teilnehmer erstmals Kontakt zu frei lebenden Affen hatten und einen traumhaften Blick über Gibraltar genießen durften.
Nehmen Sie uns mal bitte mit in die Turniertage, welche Ergebnisse haben die Teilnehmer bei den Einzelturnieren erzielt?
Am Montag eröffnete das erste von zwei Vorbereitungsturnieren, die „Winmau Junior Darts Open“, die Turnierwoche. Unter den 160 Teilnehmern konnten sich die beiden „Ersewölfe“ in die Top 64 spielen, wo Lucas trotz starken Spiels mit einem knappen 63er-Average (Durschnittswert der 3er-Aufnahme, Anmerkung der Redaktion) gegen den Belgier Senne Aerts mit 4:1 das Nachsehen hatte. Dominik schrammte knapp an einem Einzug in die Top 32 vorbei und musste sich gegen den Niederländer Sem Sijbrands mit 4:3 geschlagen geben. Kein weiterer deutscher Spieler kam über die Top 64 hinaus.
Am folgenden Dienstag standen die neu eingeführten „JDC Luke Littler Legacy Open“ mit 171 Teilnehmern an. Bereits vor dem Start kursierte die Vermutung durch die Halle, dass Weltmeister Luke Littler persönlich vor Ort sein würde, was die Spannung bei den meisten der Teilnehmer noch einmal erhöhte.
Dominik hatte diesmal leider etwas Lospech und schied bereits in der ersten Runde gegen den Niederländer Daan Toxopeus aus, gegen den er bereits in den Vorjahren auf verschiedenen JDC-Turnieren das Nachsehen hatte.
Lucas spielte sich hingegen mit drei Siegen in die Top 32, wo er sich gegen den Engländer Jack Marshall mit 4:0 geschlagen geben musste. Das persönliche Highlight für Lucas war wohl der 4:1 Sieg gegen die Nordirin Rebecca Allen, die unter anderem zum „Winmau-Nachwuchsförderprogramm“ zählt. In diesem Spiel erzielte Lucas zwei Mal die perfekte Aufnahme mit 180 Punkten.
Im Verlauf des Turniertages bestätigte sich auch, dass sich Luke Littler unter das Publikum gemischt hatte und allen freundlich für Foto- und Autogrammwünsche zur Verfügung stand. Am Ende des Turniers würdigte er auch den Turniersieger und übergab den Pokal.
Der Mittwoch stand dann ganz im Zeichen der Weltmeisterschaft, wobei sich die 159 Teilnehmer*innen diesmal erst in einer Gruppenphase miteinander messen mussten, bevor sich die ersten Beiden aus jeder Gruppe in der k.o.-Runde ab dem Achtelfinale um den Einzug ins Finale beweisen konnten.
Lucas konnte sich mit drei Siegen in einer 5er-Gruppe als Gruppenzweiter durchsetzten und konnte sich damit für das k.o.-Feld qualifizieren. Dort musste er sich, wie bereits am Vortag, mit 4:0 gegen Jack Marshall geschlagen geben.
Dominik konnte in seiner Gruppe nur einen Sieg holen und schied bereits nach der Vorrunde aus.
Den restlichen Nachmittag verbrachte das Team in der City von Gibraltar bei einem gemeinsamen Essen, bevor es abends im feinen Zwirn zur „JDC-Evening-Gala“ ging, bei der die Nationalteams vorgestellt wurden und die Spieler ihre Nationaltrikots für die abschließende Team-Weltmeisterschaft erhielten. Dort war auch PDC-Star Vincent van der Voort vor Ort, der sich tagsüber bereits unter den Zuschauern beim Turnier befand.
Wie ist es bei den Mannschaftswettbewerben gelaufen?
An den letzten beiden Turniertagen folgte die Team-WM, bei der die deutschen Teilnehmer in zwei Teams antraten, Germany A und Germany B.
Dominik durfte, wie bereits im Vorjahr, wieder das Team B als Kapitän anführen, wobei es dieses Jahr eine Besonderheit innerhalb des Teams gab. Denn neben den beiden „Ersewölfen“ standen mit Julian Demiri vom VfL Wolfsburg sowie Leon Notzon von den Dörntener Spitzbuben zwei weitere Jugendspieler des Braunschweiger Bezirksdartverbandes (BBDV) im Kader, sodass man im Prinzip einen Bezirkskader bei der Weltmeisterschaft stellen konnte. Auch wenn es namentlich das niedrigere Team war, hinter dem A-Team mussten sich die Jungs nicht verstecken.
Beide Teams konnten mit zwei Siegen in ihren Gruppen den zweiten Platz einfahren und zogen ins Achtelfinale ein. Dort mussten sich beide Teams mit jeweils 4:1 geschlagen geben, Team A gegen England B, Team B gegen Nordirland A.
Am Samstag ging es dann mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen zurück nach Deutschland, wo es direkt in die Vorbereitung auf die nächste Qualifikationsrunde zur Weltmeisterschaft 2025 geht.
Mit welcher Perspektive und Intensität trainieren die jungen Talente nach den Erfahrungen der Weltmeisterschaft zukünftig in der zertifizierten JDC-Akademie in Wense?
Aktuell ist es so, dass wir unseren Kindern und Jugendlichen einmal die Woche ein geleitetes Akademietraining anbieten können, wobei ich unserem Nachwuchs eine Grundlage an die Hand gebe, die sie zu Hause im eigenen Training intensivieren müssen. Zusätzlich haben die größeren Spieler, die im Ligabetrieb und um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft aktiv sind, individuelle von mir erstellte Trainingspläne erhalten, welche möglichst täglich mit einem Aufwand von 30 bis maximal 60 Minuten abgearbeitet werden sollen.
Hier ist neben der Motivation eine sehr hohe Selbstdisziplin erforderlich und im besten Falle noch das mitprüfende Auge der Eltern. Man muss immer noch bedenken, dass es sich bei diesem Teilnehmerfeld um 13-jährige und etwas älter handelt, denen man diese Verantwortung (noch) nicht alleine auferlegen kann. Hier ist es ähnlich wie in der Schule. Die „Lernstoffvermittlung“ findet im Verein statt, die Nacharbeit, das „Lernen“ und „Vertiefen“ erfolgt zu Hause. Gezielte Wiederholungen sind im Darts enorm wichtig, um Bewegungsabläufe und Wurftechnik einzuschleifen und zu automatisieren. Zusätzlich bieten wir unserer Jugend natürlich mit an, dass sie auch am offenen Training mit den Erwachsenen teilnehmen, um auch dort zu reifen und von deren Erfahrungen zu profitieren. Für die Zukunft wäre es mein Wunsch, einen zweiten Jugendtrainingstag fest anbieten zu können. Dafür bin ich aktuell auf der Suche nach einem weiteren Trainer, der mich in der Jugendausbildung unterstützen kann.
Vielen Dank, Herr Hecht. Wir wünschen dem SV Wacker Wense und insbesondere den „Ersewölfen“ mit ihrer JDC-Akademie weiterhin viel Erfolg!