Serviert von Dieter R. Doden
Liebe Leserinnen und Leser,
der Mai ist gekommen und, obwohl nun die Bäume wieder ausschlagen, haben wir alle hoffentlich Gelegenheit, an sonnigen Tagen unter schattigem Grün in aller Ruhe ein gutes Buch zu lesen. Lassen Sie sich, was die geeignete Lektüre angeht, hier inspirieren.
Was derzeit in den Bestseller-Listen auftaucht, ist Müll. Ja, Sie lesen richtig. „Müll“ ist der Titel eines lesenswerten Buches von Wolf Haas. Was bei uns Altstoffsammelzentren sind, nennt der Wiener Mistplätze. Dies wiederum sind bei uns eher jene tristen Plätze in den Städten, die sich unattraktiv und langweilig zeigen. Na, egal. Auf einem dieser Wiener Mistplätze wird ein menschliches Knie gefunden. Ausgerechnet in der Sperrmüllwanne. Und wo ein Teil liegt, befinden sich eventuell weitere. Tatsächlich finden die Müllmänner nach und nach in der Wanne weitere Teile, die zusammen gesehen irgendwann mal einen Menschen ergaben. Da denken natürlich nicht nur die Müllmänner sofort an Mord. Der Autor legt mit „Müll“ einen neuen Krimi aus seiner Serie rund um Simon Brenner vor. Und er übertrifft sich selbst. Würzt er doch seine Storys mit einer gelungenen Mischung aus Wortwitz und Spannung. Heraus kommt dann bei Haas eine Schreibe, die ganz einfach toll zu lesen ist. Für solchen „Müll“ vergebe ich gern fünf von fünf möglichen Sternen.
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Titel: Müll
Autor: Wolf Haas
Genre: Krimi
Verlag: Hoffmann und Campe, gebundene Ausgabe
Preis: 24 Euro
Bleiben wir bei Verbrechen. Es ist ganz frisch ein interessantes Buch über ungeklärte Verbrechen erschienen. Wenn Ermittlungen, etwa in einem Mordfall, eingestellt werden, weil es keine heiße Spur mehr gibt, spricht der Fachmann von einem „Cold Case“. In Deutschland gibt es bis zu 20 Todesfälle pro Jahr, die nicht aufgeklärt werden. Zunächst jedenfalls nicht. Denn immer wieder kommt es vor, dass ein solcher Fall doch wieder aufgegriffen wird, weil sich eine neue heiße Spur zeigt, die letztendlich zur Aufklärung führt. Über solche Fälle berichtet Stephan Harbort in seinem Buch „Blut schweigt niemals“. Der Autor ist Kriminalhauptkommissar, einer der führenden Serienmord-Experten hierzulande und Bestseller-Autor. Was bedeutet, dass es bereits mehrere Sachbücher zum Thema von Harbort gibt. Somit ist nicht alles, was er hier beschreibt, nagelneu. Spannend ist der Stoff allemal. Ich vergebe dafür vier Sterne.
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Titel: Blut schweigt niemals
Autor: Stephan Harbort
Genre: Sachbuch
Verlag: Droemer, Taschenbuch
Preis 9,99 Euro
In der Klassik-Abteilung soll heute die Rede von Ken Follett sein, wir gehen also gar nicht sooo weit zurück, nur ins Jahr 1978. Damals veröffentlichte Kenneth Martin Follett, wie er richtig heißt, ein Buch, dass in Deutschland unter dem Titel „Die Nadel“ erschien. Follett ist ein britischer Schriftsteller, der sich der klassischen Thriller-Dramaturgie verschrieben hat. „Die Nadel“ machte ihn berühmt, das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt, gut zwölf Millionen Mal verkauft und erfolgreich verfilmt. Die Story spielt 1940 in England. Ein Mann mit Decknamen Henry Faber arbeitet als deutscher Spion. Als eine gewisse Mrs. Garden in sein Zimmer eindringt, muss Faber befürchten, dass seine Tarnung auffliegt. Er tötet die zu neugierige Dame, die übrigens auch seine Vermieterin ist, mittels eines Stiletts. Kein Wunder, dass besagter Faber daraufhin vom britischen Geheimdienst den Namen „Die Nadel“ erhält. Was nicht alles ist. 1944 bekommt der Spion einen kriegswichtigen Auftrag. Eine spannende Jagd beginnt. Und eine Geschichte nimmt ihren Lauf, für die ich vier Sterne gebe.
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Titel: Die Nadel
Autor: Ken Follett
Genre: Thriller
Verlag: Bastei Lübbe, Taschenbuch
Preis: 12,99
Diesmal ging es in allen Büchern um Verbrechen. Und doch sind die Werke völlig unterschiedlich. Aber auf ihre Art interessant und lesenswert. Vielleicht ja an einem sonnigen Tag unter dem schattigen Baum. Wie gesagt, passen Sie gut auf sich auf, im Mai schlagen die Bäume aus, wie wir aus dem guten alten Gedicht von Emanuel Geibel wissen, welches bekanntlich 1842 von Justus Wilhelm Lyra vertont wurde. Aber das nur nebenbei. Bitte behalten Sie Appetit auf den nächsten Cocktail interessanter Bücher.
Herzlichst Ihr Dieter R. Doden