Serviert von Dieter R. Doden

Liebe Leserinnen und Leser,

der graue November hat auch seine guten Seiten. Man kann mal wieder in ein Museum gehen. Diesbezüglich verweise ich auf die Rubrik „Sieh mal an!“ in dieser Zeitung. Oder man kann die Zeiten nutzen, um sich in aller Ruhe in interessante Buchseiten zu vertiefen. Was das angeht, möchte ich Ihnen hier wieder drei Anregungen geben.

Fangen wir, wie gewohnt, mit einem Buch aus den aktuellen Bestseller-Listen an. Charlotte Link ist dort bekanntlich ein Stammgast. Die in Frankfurt am Main geborene Autorin schreibt Kriminalromane, die auch international überaus erfolgreich sind. Bei uns in Deutschland hat sie bereits über 32 Millionen Bücher verkauft. Nun erschien von Ihr das Werk „Einsame Nacht“. Es ist Band vier der Kate-Linville-Reihe. Linville ist als Ermittlerin etwa so erfolgreich, wie Link als Schriftstellerin. Diesmal ermittelt Kate Linville im Mordfall einer jungen Frau, die im einsamen North York Moors ganz allein mit ihrem Auto durch die Nacht eines verschneiten Dezembers fährt. Tags darauf findet man ihr Fahrzeug, fast vom Schnee bedeckt, auf einem Feldweg. Die Fahrerin ist tot. Eine Zeugin ist sich sicher, dass ein Mann in der Nacht in den Wagen gestiegen ist. Wer ist das? Schon bald führen die Spuren in einen Fall aus der Vergangenheit, der nie gelöst wurde. Bis jetzt… Ein typischer Charlotte Link-Krimi. Oder? Nun, am Ende verzettelt sich unsere Erfolgsautorin ein wenig. Kürzer wäre eventuell besser gewesen. Aber was soll es? Spannend bleibt das Buch bis zur letzten Seite. Von mir gibt es daher 4 von 5 möglichen Sternen.

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Titel: Einsame Nacht

Autorin: Charlotte Link

Genre: Kriminalroman

Verlag: Blanvalet, gebundene Ausgabe

Preis 25 Euro

Auch die schwedische Schriftstellerin Ann-Helén Laestadius ist keine ganz Unbekannte, wenn sie auch in Deutschland noch nicht an den Ruhm von Charlotte Link heranreicht. Immerhin, schon 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Jugendroman und bekam dafür einen Literaturpreis. Seither schreibt sie Kinder- und Jugendbücher, gewann in der Kategorie „Bestes Kinder- und Jugendbuch“ den August-Preis. Nun kam ihr Werk „Das Leuchten der Rentiere“ auf den Markt. Erzählt wird in dem Roman für Erwachsene die Geschichte eines Sámi-Mädchens, das um ihren Platz im Leben kämpft. Gerade einmal neun Jahre alt, wird sie Zeugin am Mord eines Rentierkalbes. Der Täter zwingt sie, Stillschweigen darüber zu bewahren. Die Polizei unternimmt nichts und die Sámi Elsa fühlt sich allein gelassen und mitschuldig. Das Tier gilt offiziell als gestohlen. Der Täter treibt Elsa jedoch immer weiter in die Verzweiflung, redet ihr gar die Hauptschuld am Rentiertot ein. So lange, bis Angst und Wut bei Elsa überhand nehmen. – In ihrer Heimat landete das Buch bereits auf Platz 1 der Bestseller-Liste. Hier bei uns hat es ebenfalls beste Chancen, ein Renner zu werden. Von mir für diese überaus lesenswerte Story volle fünf Sterne.

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Titel: Das Leuchten der Rentiere

Autorin: Ann-Helén Laestadius

Genre: Roman

Verlag: Hoffmann und Campe, gebundene Ausgabe

Preis: 25 Euro

Kommen wir nun zu einem sogenannten modernen Klassiker aus dem Jahre 1983. Die Rede ist von Sten Nadolny und seinem Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“. In dem preisgekrönten Bestseller schreibt der deutsche Autor über John Franklin, einem englischen Kapitän und Polarforscher, der – laut Roman – häufiger schon einmal Probleme bekommt, weil er zur Langsamkeit neigt. Logisch, dass er es schwer hat, mit der Schnelllebigkeit seiner Zeit mitzukommen. Kommt Ihnen das eventuell irgendwie bekannt vor? Nun, Franklin hat tatsächlich gelebt. Und zwar zwischen 1786 und 1847. Inzwischen dreht sich die gute alte Erde scheinbar noch deutlich schneller. Und es wird immer schwerer, mit dem Tempo Schritt zu halten. Somit ist dieses Buch also hoch aktuell. Es lohnt sich also, „Die Entdeckung der Langsamkeit“ in aller Ruhe zu studieren. Dem Autor gelang damit eine subtile Studie über die Zeit. Zugegeben, sie ist um die tatsächliche Person John Franklin herum geschrieben. Ob der damals wirklich Zeitprobleme hatte, bleibt im Dunkeln. Egal, dieses Buch wurde in alle wesentlichen Weltsprachen übersetzt und zählt ohne Zweifel zur Weltliteratur. Nehmen Sie sich also ruhig die notwendige Zeit zum Lesen, dieses Buch ist zeitlos interessant. Von mir vier Sterne.

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Titel: Die Entdeckung der Langsamkeit

Autor: Sten Nadolny

Genre: Roman

Verlag: Piper, Taschenbuch

Preis: 12 Euro

Ob Sie nun vor oder nach dem Museumsbesuch zum Buch greifen, oder gar statt dessen, bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen. Ich wünsche Ihnen in jedem Fall viel Lesevergnügen. Und behalten Sie bitte Appetit auf den nächsten Cocktail interessanter Bücher.

Herzlichst Ihr Dieter R. Doden

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