Serviert von Dieter R. Doden

Liebe Leserinnen und Leser,

Der Wonnemonat Mai lädt uns ein, hin und wieder inne zu halten. Vielleicht auf einer Bank in der Sonne, mit einem leckeren Picknick und – na klar – mit einem fesselnden Buch. So kann man schon leicht einmal Zeit und Raum vergessen, den Tag ins Land gehen lassen und alles, was man eigentlich hätte erledigen sollen, einfach auf morgen vertagen. Ja, in der Tat, ich will Sie heute zum Faulenzen verführen. Möglicherweise gelingt es mir mit diesen drei Lesevorschlägen:

Zu den Top-Bestsellern gehört derzeit ein etwas seltsam anmutender Roman: „Der Magier im Kreml“ von Giuliano da Empoli. Der Autor ist ein italo-schweizerischer Schriftsteller und Wissenschaftler. Als Professor für „Vergleichende Politikwissenschaft“ kennt er sich folglich mit politischen Vorgängen bestens aus. Nun hat er also seinen ersten Roman veröffentlicht. Ein Erfolgsbuch, wurde es doch in Frankreich inzwischen über 400.000 Mal verkauft und mit dem „Grand Prix du Romane de I´Académie francaise“ geehrt. Der Roman basiert auf reale Personen im Kreml und auf tatsächliche Begebenheiten, die ein – allerdings fiktiver – Berater Putins berichtet. Ein interessanter Einblick in ein tödliches Zentrum der Macht. Ist das also nun ein Roman im klassischen Sinne? Oder ein Sachbuch? Oder liegt die Wahrheit in der Mitte? Mir hat sich das noch nicht so völlig erschlossen. Dennoch ist das Werk lesenswert. Selbst und gerade für Putin-Versteher, aber auch für Menschen, die schon allein den Namen nicht mehr hören und lesen mögen. Von mir drei von fünf möglichen Sternen.

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Titel: Der Magier im Kreml

Autor: Giuliano da Empoli

Genre: Roman

Verlag C.H.Beck, gebundene Ausgabe

Preis: 25 Euro

Noch nicht in den Bestseller-Listen gelandet ist Andrea Bonetto. Kennen Sie gar nicht? Durchaus nicht ungewöhnlich. Der Name ist ein Pseudonym. Bekannt ist mir nur, dass es sich um einen Mann handelt, der im Norden Italiens lebt und auf einer Motorradtour die Schönheit Liguriens kennen und lieben gelernt hat. Er legt nun ebenfalls seinen ersten Roman vor. Er heißt „Abschied auf italienisch“, spielt – logisch – in Ligurien und ist ein Krimi, der – ebenso logisch – an Commissario Brunetti erinnert, der bekanntlich in Venedig agiert. Hier spielt Commissario Grassi die Hauptrolle. Ein Typ, der mit allen Wassern gewaschen ist. Ein unangepasster Großstadt-Mensch, der in der Provinz dem Bösen auf die Schliche kommt. Das macht er allerdings nicht allein. An seiner Seite hat Grassi eine Kollegin. Natürlich jung, hübsch und attraktiv. Ja okay, das alles erinnert ein wenig an Donna Leon. Macht aber nichts. Beim Lesen meint man manchmal, Grassi sei Brunetti und umgekehrt. Was soll´s? Mit Venedig kann die Ligurische Küste allemal mithalten. Und Grassis erster Fall kann mit Brunetti ebenfalls mithalten. Was etwas heißen will. Da vergibt ein begeisterter Brunetti-Fan glatt und gern fünf von fünf möglichen Sternen. Wenn das kein gelungener Start ist.

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Titel: Abschied auf italienisch

Autor: Andrea Bonetto

Genre: Krimi

Verlag. Droemer Knaur, broschiert

Preis: 16,99 Euro

Kommen wir zu einem Klassiker, den der amerikanische Schriftsteller James M. Cain 1934 schrieb. Und damit beschäftigen wir uns statt mit einem weiteren Pseudonym mit einem Romantitel, der seltsamerweise mit der Handlung gar nichts zu tun hat. Die Rede ist vom Krimi „Wenn der Postmann zweimal klingelt“. Im Original heißt das Werk „The Postman Always Rings Twice“. Allerdings kommt ein Postmann in der Story überhaupt nicht vor. Cain berichtete, er habe sein Buch bei dreizehn Verlagen unterzubringen versucht. Vergeblich. Erst der 14. Versuch war erfolgreich. Auf die Frage, wie das Buch denn heißen soll, antwortete er spontan mit dem englischen Titel. Das Kuriose: „The Postman Always Twice“ hat eine doppelte Bedeutung. Nicht nur, dass der Postmann immer zweimal klingelt, um seine Fracht abzuliefern, sondern auch, dass es fast immer eine zweite Chance gibt. In der deutschen Übersetzung klappt dieses Wortspiel nicht. Zumal bei uns der Postmann eigentlich ein Postbote oder Briefträger ist. Egal. Ach so, Sie wollen wissen, worum es im Roman denn nun wirklich geht? Es ist eine Ich-Erzählung und spielt in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre. Und es geht, wie so oft, um Mord. Das Werk wurde im Laufe der Zeit mehrfach verfilmt. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Die Häufigkeit spricht für die Qualität der Handlung. Darum sei hier nicht mehr verraten. Immerhin, die Postman-Story ohne Postmann bekommt von mir drei Sterne. Die Story ist nämlich wirklich gut. Auch heute noch.

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Titel: Wenn der Postmann zweimal klingelt

Autor: James M. Cain

Genre: Krimi

Verlag und Preis: diverse

Das soll es auch schon wieder gewesen sein. Sie sehen, der Mai kann durchaus spannend werden. Mit dem richtigen Lesestoff zumindest. Ich wünsche Ihnen Zeit zum Innehalten in der Maisonne und habe wie immer einen Wunsch zum Schluss: Bitte behalten Sie Appetit auf den nächsten Cocktail interessanter Bücher.

Herzlichst

Ihr Dieter R. Doden

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