Serviert von Dieter R. Doden

Liebe Leserinnen und Leser,

dass ich Ihnen jetzt in der hellen Jahreszeit ein paar eher düstere Buchvorschläge präsentiere, ist – Ehrenwort – mehr oder weniger Zufall. Aber da sich Gegensätze bekanntlich anziehen, kann das passen, denke ich. Setzen Sie sich in die Sonne und begeben Sie sich mit meinen Lesevorschlägen buchstäblich in die Dunkelheit:

Was wörtlich zu verstehen ist, wenn Sie sich für ein Buch entscheiden, das derzeit weit oben in den Bestseller-Listen zu finden ist: „Töte die Dunkelheit“. Das ist der erste Band der Trilogie „Black Bird Academy von Stella Tack, der nun als Taschenbuch auf den Markt kam. Die beiden Folgebände erscheinen im nächsten und übernächsten Jahr. Die 1995 geborene Schriftstellerin lebt in Österreich und schrieb überaus erfolgreich unter anderem Jungendbücher. Nun wagt sie sich mit der Black Bird Academy-Reihe an Erwachsenen-Literatur. Ebenfalls mit Erfolg? Ich glaube das durchaus. Worum geht es? An besagter Academy werden Exorzisten ausgebildet. Aufgabe der Schulbesucher ist es, später dann die Menschheit vor Dämonen zu schützen. Eine gewisse Leaf Young erwacht im Kerker der Black Bird Academy und muss lernen, dass, wer von einem Dämon  angegriffen wurde, nie wieder ganz die Kontrolle über den eigenen Körper behält. Was zum verrückt werden ist. Die Eingeschlossene soll sich zum Exorzisten ausbilden lassen. Ausgerechnet von einem Mann namens Falco. In ihrem Kopf hört Leaf immer wieder eine verführerische Stimme. Menschlich hört sich die jedoch nicht an. – Das ist der romantische und dämonische Start in ein spannendes Abenteuer. Kontrastprogramm für helle Sommertage. Vier von fünf Sternen dafür.

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Titel: Black Bird Academy: Töte die Dunkelheit

Autorin: Stella Tack

Genre: Fantasy-Roman

Verlag: Penhaligon, Taschenbuch

Preis: 16 Euro

Ein anderer Bestseller ist nun endlich auch als Taschenbuch erschienen: „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig. Man stelle sich einmal vor, auf dem Weg zwischen Wiege und Bahre gäbe es eine umfangreiche Bibliothek, angefüllt mit allen Lebensperspektiven, die sich hätten ergeben können. Nora Seed, Hauptakteurin im Buch, hat sich entschlossen, sich das Leben zu nehmen und stellt sich genau dieses Szenario vor. Und plötzlich, in einer Zeit, in der seltsamerweise immer Mitternacht ist, hat sie die Chance, all das zu verändern, was sie aus ihrer Lebensbahn geworfen hat. – Der Autor hat mit diesem Werk ein Buch veröffentlicht, das man als gelungene Hymne auf das Leben sehen kann. Der 1975 in Sheffield geborene Haig wurde bei uns mit seinem Bestseller „Ich und die Menschen“ bekannt. In diesem Werk regt er zum Nachdenken an. Schnell kommt man als Leserin oder Leser zu der eigentlich nicht neuen Erkenntnis, dass das Leben eben nicht stets wie geplant abläuft. Bittersüße Lektüre für hoffentlich sonnige Zeiten. Ein Lesestoff, der nicht leicht, aber überaus klug geschrieben ist. Ebenfalls von mir vier Sterne.

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Titel: Die Mitternachtsbibliothek

Autor: Matt Haig

Genre: Roman

Verlag: Droemer, Taschenbuch

Preis: 12,99 Euro

Kommen wir nun wieder zu einem Klassiker. Ob der auch so düster ist? Na ja, auf eine andere Art schon. Stefan Zweig , der österreichisch-britische Schriftsteller, Übersetzer und Pazifist, der zwischen 1881 und 1942 lebte, schrieb kurz vor seinem Tod „Die Schachnovelle“. Sein letztes Werk wurde damit auch sein bekanntestes. Geschildert werden darin die psychischen Abgründe, die sich bei einem Ex-Gefangenen der Gestapo aufzeigen, wenn er sein Leben mit der oberflächlichen Lebensform gutbetuchter Reisenden vergleicht. Die Ich-Erzählung spielt auf einem Dampfer, auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires. Es kommt zu Schachspielen an Bord. Denn mit auf großer Fahrt befindet sich der amtierende Schachweltmeister. Zunächst als purer Zeitvertreib gedacht, bekommt das Spiel schnell eine weit tiefere Bedeutung. Und eine gewichtige Rolle spielt auch ein Herr, der sich Dr. B. nennt. Dass auch der Ex-Gefangene bedeutungsvoll mitspielt, liegt auf der Hand. Er hat sich in seiner Zelle intensiv mit Schach beschäftigt. – Stefan Zweig zeichnet ein detailliertes Bild der verschiedenen Charaktere auf dem Schiff und die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Personen während des Schachturniers. „Die Schachnovelle“ ist lange schon eine Schullektüre, die wohl in unendlich vielen Klassen zu Diskussionen geführt hat. Das allerdings ist nicht das Düstere an diesem Buch. Vielmehr sind es die schon erwähnten psychischen Abgründe. Ein Meisterwerk des bedeutenden deutschsprachigen Schriftstellers seiner Zeit. Ich empfehle es auch jenen, die längst jenseits der Schuljahre angekommen sind. Noch einmal vier Sterne.

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Titel: Die Schachnovelle

Autor: Stefan Zweig

Genre: Novelle

Verlag und Preis: diverse

Womit wir für heute am Ende wären. Bleibt mir, Ihnen einen sonnigen Juni zu wünschen. Vielleicht mit ein paar lesenswerten dunklen Buchseiten? Wie auch immer: Behalten Sie bitte Appetit auf den nächsten Cocktail interessanter Bücher.

Herzlich Ihr Dieter R. Doden

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