Verlorener Traum von Ewigkeit
Bestseller „Das Narrenschiff“ von Christoph Hein
Staaten werden für die Ewigkeit geschaffen. Aber es gibt welche, die nicht ewig existieren. Die DDR zum Beispiel. Nach rund 40 Jahren kam das Aus. – Christoph Hein schuf einen Roman, der sich mit der Problematik ehemaliger DDR-Bürger befasst. Er beschreibt die Gefühlswelt jener Menschen, die plötzlich ohne eigenen Staat dastanden. Der Autor blickt zurück in die Gründungszeit der DDR. Er zeigt die oft dramatische Entwicklung einer neuen Gesellschaft auf, zeichnet ein Bild der unterschiedlichen Charaktere, die doch mit bestem Vorsatz die Absicht hatten, ein besseres Deutschland zu verkörpern. Kommunisten, Nazis, Funktionäre, Rassisten, Intellektuelle, aber auch „ganz normale“ Bürger treffen aufeinander. Sie alle sind an Bord des Schiffes „DDR“, das immer gravierender vom Kurs abkommt und letztendlich zum Narrenschiff wird. Einige von der Schiffsbesatzung tragen daran Mitschuld, viele andere können nichts dafür. Ein beeindruckendes Buch, bei dem man ins Grübeln kommt. Ist das alles real oder nur ein fiktiver Roman? Von mir vier von fünf möglichen Sternen.
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Titel: Das Narrenschiff
Autor: Christoph Hein
Genre: Roman
Verlag, Suhrkamp, gebundene Ausgabe
Preis: 28 Euro
Vom Verlust der eigenen Kultur
Neuerscheinung „All die ruhigen Orte“ von Brian Thomas Isaac
Brian Thomas Isaac wurde 1950 geboren und wuchs im Okanagan Indian Reservat in British Columbia auf. Die Okanagan sind eine indianische Stammesgruppe. Er weiß also, wovon er schreibt, wenn es um den Verlust der eigenen Kultur geht. Der Autor erzählt im Roman „All die ruhigen Orte“ die Geschichte von Eddie Toma, der mit Mutter und Bruder am Rande des erwähnten Reservats aufwächst. Seine Mutter will ihn unbedingt in der weißen Gesellschaft unterbringen und schickt den Jungen auf eine staatliche Schule. Sie selber kämpft gegen die schlechten Lebensbedingungen in ihrer indianischen Gemeinschaft. Das Buch zeichnet eindrucksvoll das Bild von der Kindheit und Jugend Eddies, vom Streit unter Geschwistern, seiner Liebe zur Tochter der weißen Nachbarin, vom Tod seines Freundes und vom andauernden Rassismus sowie der Brutalität in der Schule. Schuldgefühle, Trauer und Verzweiflung prägen Eddie. Irgendwann bricht alles, was er geliebt und gekannt hat, zusammen. Ein aufwühlendes Buch über den Kolonialismus im Leben eines Einzelnen. Dafür fünf Sterne.
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Titel: All die ruhigen Orte
Autor: Brian Thomas Isaac
Genre: Roman
Verlag: Merlin, Taschenbuch
Preis: 28 Euro
Verliebt in Zeiten von Kaiser Nero
Klassiker „Quo Vadis“ von Henryk Sienkiewicz
Nero lebte zwischen 37 und 68 nach Christus. Und war Kaiser des Römischen Reiches.
Just in diesen Zeiten spielt das Buch „Quo Vadis“ von Henryk Sienkiewicz. Der wiederum war polnischer Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur. Er lebte von 1846 bis 1916. Der Autor beschreibt in seinem Welterfolg die Liebesgeschichte zwischen Marcus Vinicius, einem jungen Patrizier, und einer Königstochter vom Volk der Lygier mit Namen Lygia. Sie kam als Geisel nach Rom und war Christin. Das Christentum stand damals noch in den Anfängen und immer wieder kam es zu Neronischen Christenverfolgungen. So verwundert es nicht, dass die beiden Verliebten schnell in den Sog dieser unrühmlichen Ereignisse geraten sind. Lygia, sowie die Apostel Petrus und Paulus, die damals in Rom weilten, gelten noch heute als die Prototypen der Christen. „Quo Vadis“ (Frei übersetzt für „Wohin wird das führen?“) war ein entscheidender Grund dafür, Sienkiewicz 1905 den Nobelpreis zu verleihen. Immer noch ist das Werk ein gutes Stück Weltliteratur. Von mir dafür vier Sterne.
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Titel: Quo Vadis
Autor: Henryk Sienkiewicz