Aus dem Stadt- und Bildarchiv

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Die Lutter:  Man sagt auch gern nur kurz „Lutter“, wenn unsere Stadt am Elm gemeint ist. Nicht jedermann ist die Herkunft des Namens bekannt. In den Jahren von ca. 2015 bis 2019 hat sich Heinrich Medefind ausführlich mit dem Namen und auch mit dem kleinen Fluss befasst, so entstand eine beachtenswerte Beschreibung. So ausführlich, dass nur ein Bruchteil hier im Stadtbüttel mit seiner freundlichen Genehmigung veröffentlicht werden kann. Herzlichen Dank!  –  Bei Interesse möchten wir gern noch weitere markante Stellen der Wasserläufe im Stadtgebiet vorstellen. Das „Wasser“ ist in Königslutter am Elm prägend.

Heinz-Jürgen Weist

Die Lutter – Namensgeberin unserer Stadt

Beobachtungen zum Lauf und ihrem Wasser

von Heinrich Medefind (2015/19)

Die Lutter entspringt am nördlichen Rand des Elms und mündet nach ca. 7 km in die Schunter.

Von der Quelle bis zur Schunter ist ihr Bachlauf von Menschen reguliert und verändert. Im Bereich der Stadt Königslutter wird sein Verlauf immer auf Hanghöhe geführt, in der Feldmark Königslutter und Rottorf nach der Separation Mitte der 19. Jahrhundert begradigt und der neuen Felder-Ordnung angepasst.

Standort 1: Quellen

Hier in Bereich der Lutterquelle sehen wir eine grössere Zahl an Quellen, Sturz- und Tümpel-Quellen, deren Wasser in Richtung des Baches, zur Lutter fließen.

Die Hauptquelle, der Lutterspring ist mit einem Quellhaus eingefasst. Die Quelle war im 17. Jh. durch den Viehaustrieb in den Elm stark zertreten und verunreinigt. Fabricius, Abt des Klosters von 1701-1729, ließ 1708 durch den Steinhauer- und Mauermeister Johann Friedrich Wendt aus Oberlutter den Spring mit einem Quellhaus einfassen.

Das Gebäude 22 Fuß lang (6,27m), 11 Fuß breit (3,14m) und 15 Fuß hoch (4,28m), trägt über der Tür ein Relief, einen Flussgott darstellend, darüber die stark verwitterte Inschrift:

SVB. FEL. REGIM.
SERENISS. PRINCIPIS
ANTONII ULRICI
DUCIS BR. AC LVNEB.
M. H. F. C.
I0. FABRICIVS
ABBAS R.L.
A. C. MDCCIIX

unter dem Relief

EX FONTE BIBENS FONTEM CORONA.

 

Der lateinische Text sagt:

Unter der glücklichen Herrschaft
des Durchlauchtigsten Fürsten
Anton Ulrich
Herzog von Braunschweig und Lüneburg
hat dieses Monument errichten lassen
Fabricius der 10.
Abt , ehrwürdiger Priester
im Jahre 1708

Johann Georg Heinrich Bode schreibt in seiner „Chronik des Stifts mit Oberlutter und der Stadt Königslutter und dessen früheren und jetzigen Filialen“:

Prior Bremer (†1713) hat ein in lateinischer Sprache abgefaßtes Elogium auf diesen wichtigen Bach gefertigt, welches Fabricius auf folgende Weise übersetzt hat:

Unter den deutschen Flüßen, derer man etwa gedenkt, habe ich, ohne Ruhm zu reden, nicht den geringsten Ruhm. Denn ob ich wohl nicht tüchtig bin Schiffe zu tragen, so reiche ich dennoch andern, und gewiß nicht kleinen Nutzen den Einwohnern und Nachbaren dieses Landes. Ich quelle zum gemeinen Nutzen und versage keinem, der es bedarf, einen Trunk. Jedweder schöpft Wasser aus mir umsonst und ohne Entgelt. Und damit ein Wandersmann mich könne bequemer genießen, hat Herr Abt Fabricius gewollt, daß ich diese Gestalt empfangen sollte, da er mir, von dem untersten Grunde bis oben an, von weißem, har
ten Stein eine Wohnung hat machen lassen. Aber vielleicht fragst Du, woher ich entstehe und aus was für Ländern mein Ursprung sei? Das Stift Königslutter, welches schon längst  von mir seinen Namen überkommen, hat in der Nähe einen Wald, welcher mit seinem eigenen der Elm genannt wird. Nicht weit von demselben kommt her die Quelle meines Flußes aus einem steinigten Berge. Und weil ich klares und reines Wasser gebe, so nennt man mich zu Teutsch  Lauter oder Lutter  lateinisch Luteram. Um meinetwillen hat der glorwürdigste Kaiser Lotharius der Sachse, weiland, unter der Bedeckung eines Buch-baumes gesessen und meiner crystallinen Feuchtigkeit gewürdigt, mit seinem reinen Munde zu kosten. Von dannen rinne und walle ich, sozusagen durch einige Tiefen oder Graben, bis daß ich mich mit einem freien Lauf unter die Dächer des Klosters Königslutter begebe und dessen Mühle, Küche und Fischteichen einen sehr guten und großen Dienst leiste. Hiernach durchschneide ich mit krummen Fluthen die Stadt Lutter, und wende ihr nicht wenigere Früchte zu. Denn aus mir wird der Trank Duckstein gebrauet, ein Trank, über welchen keiner ist von schönerer Farbe, von annehmlichen Geschmack, und von vortrefflichen Nutzen, denn er zermalmt und treibt fort den Stein, -ihr Herren spitzet die Ohren und höret zu, die ihr steinreich seid und bisweilen davon geplaget werdet- und demnach in vielen Ländern berühmt ist; ein Trank, welchen der Jupiter, so er ein Gastmahl halten wollte, selbst anschaffen würde. Ich gehe nicht eher von der Stadt Lutter hinweg, bis ich einer und die andere Mühle mit meinem erwünschten Wasser das Leben und Geist entwe-der erhalten oder wiedergegeben habe. Endlich gehe ich durch gefällige Umwege nach dem Hause Rottorp und begrüße dessen Besitzer, den edlen Herrn von Schwarz-kopp und eile durch seine Äcker und Wiesen auf einem geraden Wege nach Stein, allwo ich in den Fluß Schunter falle und von dessen Wasser, auweh, unterdrückt werde und meinen Namen verliere, zum klaren Beispiel, daß, wie alles andere, also auch die Flüße, sie mögen entweder gelinde oder schnell sein, wenn sie ihren Lauf vollendet haben, endlich untergehen und sich verlieren.

 

Unterhalb  der Quelle sehen wir einen unvollständigen Baukörper, aus dessen Rundbogen das Lutterwasser läuft. Hierzu den Bericht eines alten „Lutteraners“:

Als in den 30er Jahren mit dem Bau des Volkswagenwerkes die allgemeine Motorisierung eingeläutet wurde, sollte auch der “moderne“ Straßenbau folgen. Alle Hindernisse an den Straßen sollten beseitigt werden. So wurde auch beschlossen das Quellhaus auf Straßen-Niveau abzutragen, um eine gute Fahrbahnbreite zu ermöglichen. Der Quellauslauf sollte durch die Rundbogen geleitet werden. Die politische Lage Ende der 30er Jahre erforderte aber die Bewirtschaftung aller Baustoffe. Der Bau des Westwalls hatte absoluten Vorrang. Alle nicht dringlichen Bauvorhaben wurden eingestellt. So auch die Verbreiterung der Straße am Lutterspring und der begonnene Umbau des Quellgebäudes. Der Westwall hat also unseren Lutterspring erhalten, uns aber auch die Bauruine beschert.

 

aus  der  Quelle  trinkend  lobe  die  Quelle

Bildtext :

Titel der alten Ansichtskarte „Königslutter – Partie am Lutterspring“. Die AK wurde vom „Verlag von Carl Conrad, Königslutter“ herausgegeben, postalisch befördert und in  Königslutter am 10.9.19 gestempelt. Damit ist die Ansicht vom Quellhaus vor über hundert Jahren dokumentiert. (Sammlung Verfasser)

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