150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rottorf

Rottorf
Rottorf

Aus dem Stadt- und Bildarchiv KÖNIGSLUTTER

150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rottorf

Am 15. Juni 2024 feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr Bestehen seit 1874 zusammen mit der Kyffhäuser-Kameradschaft, die 125 Jahre alt wurde.

Feuerwehren wurden in dieser Zeit in allen Ortsteilen der Stadt gegründet, weil ein Gesetz es forderte. Der Verfasser dieses Artikels, Mitglied der Feuerwehr und Dorfarchivar, hat 1995 in seiner „Chronik des Dorfes Rottorf, Stadt Königslutter, Landkreis Helmstedt“ die Entwicklung des Feuerlöschwesens in seinem Dorf ausführlich beschrieben. Weil diese interessante und abwechslungsreiche Geschichte der Feuerwehren wohl in allen Ortsteilen ähnlich verlaufen ist, soll sie hier am Beispiel von Rottorf noch einmal kurz dargestellt werden.

„Wohltätig ist des Feuers Macht,

Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,

Und was er bildet, was er schafft,

Das dankt er seiner Himmelskraft,

Doch furchtbar wird die Himmelskraft,

wenn sie der Fesseln sich entrafft.“

Was Schiller hier in seinem Gedicht „Das Lied der Glocke“ anspricht, das haben die Menschen seit altersher immer wieder am eigenen Leibe erfahren, auch hier in Rottorf. In dem kleinen „Haufendorf“ standen die Wohnhäuser, Ställe und Scheunen früher dicht beieinander. Sie waren meist aus leicht brennbaren Materialien gebaut. Auf einem Steinsockel ruhten die Fachwerkbalken, deren Fächer mit einem Weidengeflecht ausgefüllt, Stroh und Lehm verstrichen waren. Die Decken, Dielen und der gesamte Dachstuhl waren aus Holz, das Dach mit Reet oder Stroh gedeckt. Im Haus gab es eine offene Feuerstelle, der Rauch zog unter dem Dach durch ein Loch im First ab. Da genügte eine umgefallene Kerze oder ein Feuerfunke, alles in Brand zu stecken: Gebäude, Hab und Gut, Erntevorräte, alles ging in Flammen auf, die Betroffenen wurden bettelarm.

Jedes Haus besaß bald Feuerlöscheimer

Die Dorfbewohner waren deshalb bemüht, Brände zu verhindern und wenn ein Feuer ausbrach, schnell gemeinschaftlich zu helfen. Jedes Haus besaß bald Feuerlöscheimer (anfangs aus Holz, später aus Leder), Leitern, Äxte, Signalhörner. Teiche und künstlich angelegte Wasserstellen sorgten für Löschwasser. Meistens übernahmen die Dorfältesten das Kommando bei nötigen Einsätzen.

Doch die Selbsthilfe der Dorfbewohner reichte nicht aus, die Obrigkeit musste einschreiten. 1832 erschien eine „allgemeine Feuerordnung für die Landgemeinden des Herzogthums“. Es wurde zur Pflicht, Dächer mit Steinen zu decken, längs des Feuerherdes eine Brandmauer zu ziehen, Schornsteine zu mauern, die zwei Fuß über das Dach hinausragen mussten.

Wie mit Feuer und Licht umgegangen werden sollte, wurde ebenfalls festgelegt, von den Ämtern eingesetzte „Feuerlöschungs-Commissaire“ hatten alles zu überwachen.

Jede Gemeinde hatte „Feuerlösch-Geräthe“ anzuschaffen und mit ihnen Übungen abzuhalten. Die Kosten dafür wurden von allen Mitgliedern der 1754 geschaffenen Brandpflichtversicherung getragen. Alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren sollten bei Bränden Hilfe leisten.

Im Jahre 1874 erließ die Landesregierung ein weiteres Gesetz, „das Feuerhülfswesen betreffend“, das die alten Verordnungen aufhob und die Bildung von Feuerwehren vorschrieb: „In jeder Gemeinde soll aus den männlichen Gemeindegenossen vom zurückgelegten 18. bis zum vollendeten 55. Lebensjahr behuf der Bekämpfung des Schadensfeuer sowohl innerhalb wie außerhalb des Ortes eine Feuerwehr gebildet werden“.

Freiwillige Feuerwehr gegründet

Weil sich im gleichen Jahr genügend Männer in Rottorf gefunden hatten, wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Das belegen die Protokolle, die ab 1850 vorliegen. Doch die Begeisterung für den Dienst scheint nicht von Dauer gewesen zu sein. Schon 1885 fanden sich nicht die erforderlichen Mannschaften und man organisierte im Dorf eine Pflichtfeuerwehr. In ihr wurden die Mitglieder entlohnt. In den folgenden Jahrzehnten scheinen die Rottorfer mehrfach zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr hin- und hergeschwankt zu haben. 1931 kam es jedenfalls zur erneuten Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. 20 Männer nahmen an der Versammlung teil und wählten aus ihrer Mitte einen Hauptmann. Die Anschaffung einer zweirädrigen Spritze war wohl ein Anreiz für diese Gründungsversammlung. Von 1931 bis 1946 gibt es keine Sitzungs- und Ratsprotokolle, sie wurden höchstwahrscheinlich zum Kriegsende 1945 vernichtet.

Die Freiwillige Feuerwehr Rottorf entwickelte sich nach dem 2.Weltkrieg kontinuierlich weiter. Sie hatte immer genug Mitglieder und wählte alle 5 Jahre ihre Hauptleute in öffentlichen Jahreshauptversammlungen, in denen immer auch Rückschau auf das abgelaufene Jahr gehalten wurde.

1973 konnte anstelle des alten Spritzenhauses  am Lindenplatz ein neues Gerätehaus mit Gemeinschaftsraum seiner Bestimmung übergeben werden. 1980 bekam die Rottorfer Wehr ein modernes „LF-8-Gruppenfahrzeug“ und wurde als Stützpunkt im Feuerwehrverbund der Stadt Königslutter, zu dem 18 Ortsfeuerwehren gehören, erneut bestätigt. Sie bekämpfte in dieser Zeit mehrere Brände im Ort und außerhalb. 2015 ging ein großer Wunsch in Erfüllung. Sie konnte die Schule, die 2011 geschlossen wurde, übernehmen und mit einem hohen Anteil an Eigenleistung ausbauen. Es entstand ein echtes „Haus der Feuerwehr“  mit Gruppen- und Schulungsräumen, einer Teeküche und modernen sanitären Anlagen. Es wurde 2017 feierlich eingeweiht. Das daneben stehende Gerätehaus und eine neue Garage für das große Löschfahrzeug „TSF-W“ ergänzen das Ensemble.

Aktiv im Dorfleben tätig

Neben ihren Kernaufgaben ist die Freiwillige Feuerwehr im Dorfleben aktiv tätig. Sie organisiert das Osterfeuer und die Aufstellung des Maibaumes, veranstaltet eine Himmelfahrtswanderung, einen Preisskat und hilft bei den meisten anderen Veranstaltungen mit aus. Sie ist ein prägender Teil des Dorflebens.

Im Jahre 2024 hat die „Freiwillige Feuerwehr Königslutter am Elm, Ortsfeuerwehr Rottorf“, so ist ihr amtlicher Titel, 178 Mitglieder. Davon sind 36 Aktive (29 Männer, 7 Frauen), 11 gehören zur Jugendfeuerwehr (7 Jungen, 4 Mädchen), 13 Mädchen und Jungen in der Kinderfeuerwehr und 13 Senioren zur Altersgruppe. Fördernde Mitglieder sind 105 Personen.

Wilfried Kraus

 

Bildtext

Gruppenbild der Ortsfeuerwehr Rottorf mit den Aktiven, Jugendlichen, Kindern und Senioren vor dem Feuerwehr-Gerätehaus am 1. Mai 2024.  –  Foto: Simone Ulrich

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